Familienchronik der Familie ROCKENBACH



Familienchronik der Familie R O C K E N B A C H nach muendlichen Ueberlieferungen, aufgezeichnet von meinem Onkel Joachim Peter Rockenbach im Jahre 1903.
Abgeschrieben von Benno Rockenbach 1931, neffe des Erzaehlers Joachim Peter Rockenbach.

Eingedenk dessen, dass der geschriebene Buchstabe einen dauernden Wert hat gegenueber der Erzaehlung, lies ich meinen Vater erzaehlen und ich brachte dann das Gehoerte zu Papier.
Es sind keine beruehmten Namen noch politische Groessen in unserer Ahnenreihe enthalten, da meine Vorfahren alle einfache und ehrsame Bauern waren. Auch das ehrsame Handwerk ist in die Ahnenreihe stark verwoben. Auch bis auf den heutigen Tag gibt es ausser Bauern noch viel mehr Handwerker als Handelsleute unseres Namens.
Die Tradition reicht zurueck bis zum Anfange des 18. ten Jahrhunderts, zieht sich also durch volle 200 Jahre hin.
Im Anfange sind die Mitteilungen etwas lueckenhaft, werden dann aber vollstaendiger und mit Ausnahme der Nebenlinien, die nur kurze Erwaehnung finden, kann man fuer die Genauigkeit haften.

U e b e r l i e f e r u n g !
Zu Anfang des 18. Jahrhunderts lebte in Gehlweiler, im damaligen Kur- fuerstentum Trier, ein Mann Roggenbach, welcher das Amt des Schultheisen versah. Er war verheiratet und hatte 4 Soehne, als ihm anfangs der 80ger Jahre seine Frau verstarb. Da er keine Tochter hatte, so sah er sich um eine neue Haussfrau um, und heiratete ein Maedchen, dass bei ihm im Dienste stand und in Puenderich geboren war. Aus dieser Ehe entspross ein Sohn Daniel Rockenbach; 1786.
Als er kaum 3 Jahre alt war, starb sein Vater, da zog seine Mutter mit dem kleinen Daniel nach Puenderich zurueck. (Kein Erbrecht, Stiefsoehne undankbar usw). Dort wohnten sie nun 17 Jahre als arme Leute. Da kam der 7jaehrige Krieg (1756 - 1763) und Puenderich musste einen Mann zum Heere des Kurfuersten stellen. Der Gemeindevorstand bot nun dem jetzt 20 jaehrigen Daniel das Buergerrecht an, wenn er sich als Soldat fuer das Dorf stellte. (Die Erwerbung des Buergerrechts kostete damals fuer einen Fremden 60 Taler). Er nahm es an und diente im Kurf. Heere bei der Kavallerie sieben Jahre lang. Endlich, nach dem Frieden von Hubertusburg 1763 konnte er in seine Heimat zurueckkehren; er war jetzt ein schmucker Soldat von 27 Jahren und wohlge- faellig ruhte manches Maedchenauge auf ihm. Nach einiger Zeit verheiratete er sich mit einer wohlhabenden Bauerstochter, Christina Hees. Von den 13 Kindern mit denen der Ehebund gesegnet ward, starben 10 an den Blattern. Es blieben:

Mathias Rockenbach; 1770.


Er war als Handwerksbursche (Schuster) 3 Jahre in der Fremde. Nach seiner Heimkehr verheiratete er sich in Puenderich im Jahre 1796 mit Agnes Tillmann, aus welcher Ehe 7 Kinder entsprossen.

Johann Daniel Rockenbach; 1803

Geboren am 11. Dezember 1803 zu Puenderich, verlor er im Alter von 10 Jahren seine Mutter, und die folgenden 7 Jahre fuehrte die aelteste Schwester den Haushalt. Im Alter von 16 Jahren trat er bei einem Schlosser in Bengel als Lehrling ein, wo er nach damaligem Brauche auch Feldarbeit machen musste. Nun musste der Meister 3 Tage verreisen und beauftragte ihn, Beschlaege fuer Thueren und Fenster zu machen. Als er nun am ersten Tage beizeiten an seine Arbeit ging, befahl die Meisterin, er solle Mist tragen. Da er sich mit seinem Auftrage entschuldigte, schlug ihn die Meisterin und zwang ihn Mist zu tragen. Am 2. und 3. Tage ging es ebenso; als nun der Meister bei seiner Rueckkehr die Arbeit nicht fertig fand, fuhr er gleich auf den Lehrling los. Dieser erzaehlte den Hergang, worauf der Meister seine Frau mit einem Stuecke Holz derart schlug, dass sie lange krank lag und fuer immer lahm blieb.
Fuer den Lehrjungen aber begann jetzt ein Kreuzweg. Zwar tat ihm der Meister nichts, wohl aber dessen Kinder. Sein Essen bekam er in der Schmiede, und wo die Kinder ihm einen Puff oder Tritt geben konnten, da taten sie es und quaelten ihn auf alle Art und Weise. Infolge dieser Misshandlungen und des Heimwehs kam er so weit zurueck, dass er sich nicht mehr erheben konnte. In diesem Zustande traf ihn ein Bekannter, dieser fragte ihn, ob er nicht heim wolle - Heim! Ach waere ich nur wieder daheim war seine Antwort. Er war aber so schwach, dass er gefahren werde musste. Je naeher er aber seiner Heimat war, desto kraeftiger fuehlte er sich, so dass er absteigen und zu fuss gehen konnte. Zu Hause angelangt, war er bald wieder gesund. Spaeter lernte er das Wagnerhandwerk und arbeitete als Geselle an mehreren Orten. Da sein Vater ihm eine Stiefmutter gegeben hatte, ward ihm das Haus verleidet und so beschloss er, nach Brasilien auszuwandern, dessen Kaiser D. Pedro im Jahre 1824 anfing, die Suedstaaten mit deutschen Kolonisten zu besiedeln. Nach mehrwoechiger Land- und Wasserreise kam mein Grossvater (mein Urgrossvater, ? ? ?) im Winter 1827 nach Bremen, wo er 10 Wochen liegen musste, bis das Auswanderer-Schiff, der Olbertz mit 875 Auswandernden die Seereise antrat, die bis Rio de Janeiro 14 Wochen dauerte. In Rio lagen sie wieder 14 Wochen, bis endlich kleine Schiffe sie nach Porto Alegre brachten, welche keine 4 Wochen dauerte, so dass sie fuer die ganze Reise von Hause bis Porto Alegre beinahe ein ganzes Jahr brauchten.
Nach einigen Tagen ging die Reise weiter bis Sao Leopoldo, im damaligen Volksmunde der Pass genannt, dann von da nach Peitoria Vejha, wo die Einwanderer wieder fast ein ganzes Jahr bleiben mussten, bis sie nach der sog. Stanz- (von Estancia) gebracht wurden.
Die Familien fanden Unterkunft bei schon dort wohnenden Kolonisten und die Vaeter und erwachsenen Soehne begannen die ihnen zugewiesenen Kolonien urbar zu machen, das heist; Wald hauen, eine Huette bauen und das noetigste pflanzen.
Der Erzaehler J.D. Rockenbach, arbeitete bei einem Stellmachermeister, dem "krummen Becker" fuer 80 Reje pro Tag, spaeter als Huettenbauer, waehrend die anderen in Sao Jose do Hortencio und in Vierzehn Kolonien angesiedelt wurden. Naeheres darueber siehe; "Festschrift zun 50jaehrigen Jubilaeum der Pfarrei Sao Jose do Hortencio"
Der Erzaehler verheiratete sich im Jahre 1830 mit Margaretha Burg und wohnte einige Jahre bei seinen Schwiegereltern. Dann half er im Jahre 1835 die Neuschneis anlegen, wo er dann 10 Jahre wohnte, dann uebernahm er das Anwesen seines Schwiegervaters im Jahre 1845. (Heute 1931 wohnt in diesem Hause ein Nachkomme von Margaretha Rockenbach verheiratet mit Peter Braun namens Wilhelm Braun).
Im Jahre 1854 baute er sich ein massives Wohnhaus, wo selbst er dann bis 1867 wohnte. In diesem Jahre verunglueckte er, indem er beim hantieren mit einem grossen Fasse ruecklings die Speichertreppe herabstuerzte und das Genick brach. Aus dieser Ehe entsprossen 8 Kinder, wie folgt:

Zur Zeit einer Zaehlung war folgende Nachkommenschaft vorhanden. (Im Jahre 1928, die erste Schl = lebend, die zweite = tot)

Catharina;     6 Kinder,  3+3; 36 Enkel, 32+4;  85 Urenkel, 77+8
Mathias; 11 Kinder, 6+5; 65 Enkel, 58+7; 62 Urenkel, 55+7
Johannes; 11 Kinder, 6+5; 61 Enkel, 49+12; 59 Urenkel, 51+8
Jakob; 8 Kinder, 4+4; 32 Enkel, 30+2; 35 Urenkel, 33+2
Josef; 12 Kinder, 8+4; 65 Enkel, 61+4, 54 Urenkel, 48+6
Margaretha; 11 Kinder, 9+2, 84 Enkel, 67+17, 49 Urenkel, 46+3
Anna Gertrud; 12 Kinder, 10+2, 74 Enkel, 66+8, 21 Urenkel, 20+1

Summe: 83 Enkel; davon lebend 54 , verstorben 29
515 Urenkel; davon lebend 448 , verstorben 67
403 Ururenkel, davon lebend 367, verstorben 36

Jakob Rockenbach


Geboren am 13. August 1849 in Sao Jose do Hortencio, verheiratete sich am 4. Juni 1965 mit Anna Margaretha Hammes, einer geborenen deutschen. Sie erblickte das Licht der Welt am 29. November des Jahres 1840 in Niederwalluf am Rhein, kam als 18 jaehriges Maedchen mit ihren Eltern nach Brasilien. Bald nach seiner Verheiratung zog er mit seinen beiden Bruedern Mathias und Johann nach Escadinhas bei Feliz, wo er sich als Bauer betaetigte und auch seinen Bruedern beim bauen von Wasserfahrzeugen behilflich war, womit diese ihre Produkte, besonders ihre guten Weine nach Porto Alegre brachten.
Durch Selbstbildung und eifriges lesen eignete er sich eine fuer die damaligen Verhaeltnisse gut zu nennende Bildung an. So beherschte er auch die Landessprache vollstaendig. Einige Zeit war er Lehrer und lange Jahre versah er den Posten des Kirchenrechners in der Feliz, wo im Jahre 1869 die Kirche erbaut wurde.
Seinen Ehebund segnete der liebe Gott mit 8 Kindern.

Im Jahre 1928 ergab die Zaehlung folgende Nachkommen des Jakob Rockenbach:

Rosina;    6 Kinder,  5+1, 23 Enkel, 21+2, Summe  26+3 = 29
Wilhelm; 6 Kinder, 5+1, 7 Enkel, 7+0, Summe 12+1 = 13
Erwin; 1 Kind, 1+0, 0 Summe 1 = 1
Catharina; 2 Kinder, 2+0, 0 Summe 2 = 2
Johann; 6 Kinder, 6+0, 3 Enkel, 3+0, Summe 9 = 9
Peter; 11 Kinder, 11+0, 4 Enkel, 4+0, Summe 15 = 15

8 Kinder, 32 Enkel = 30+2; 37 Urenkel = 35+2, Summe 65+4 = 69

Wilhelm Rockenbach;


Geboren am 23. Juni 1972 in Feliz Sao Sebastiao. Von seiner Jugendzeit fehlt jedwede Aufzeichnung und weiss ich nur, dass er als Erwachsener das Schmiedehandwerk erlernen ging bei einem Herrn Seibert in der Feliz, dann auf dem Anwesen seines Vaters eine kleine Schmiederei anfing. In diesem Zeitraum lernte er seine zukuenftige Lebensgefaehrtin kennen. Sie war als Dienstmaedchen in der Familie des Sebastian Ruschel be- schaeftigt. Dieser war ihr Onkel und ihr Vater wohnte in Estrella, wo auch sie geboren wurde.
Am 26. September 1896 schlossen beide den Bund fuer das Leben im Hause des Vaters Eltern, um dann einige Tage spaeter auf die Wanderschaft zu gehen nach Estrella, wo der Vater sich als Schmiedemeister etablierte. Niedrige Konkurenz und andere Zwischenfaelle veranlassten sie, wieder zum Wanderstabe zu greifen und am 15. Dezember 1897 verlegten sie ihren Wohnsitz nach Santa Clara im Hun. Lageado. Ihre Ehe wurde mit 5 Kindern gesegnet wie folgt:

Am 12. Juni 1912 verzogen die Eltern von Sata Clara nach Bom Retiro in Mun. Taquary, wo der Vater nach wie vor das Schmiedehandwerk betrieb. Am 8.Juni 1926 verunglueckte der Vater mit einer Schusswaffe, wurde des abends in die Klinik des Dr. Welke in Estrella einer Operation unter- worfen, aber leider ohne Erfolg.
Am 13. Juni, Antoniustag verschied er um 4 Uhr nachmittags. Gott schenke ihm die ewige Ruhe; Und das ewige Licht leuchte ihm.